Wir lieben Filme, wir lieben Kommunikation, wir lieben die kreative Auseinandersetzung – und wir leben und produzieren in Kassel. Deshalb ist es uns eine besondere Herzensangelegenheit, beim hiesigen Dokumentar- und Videofilm-Festival – kurz Kasseler Dokfest – mit dem Goldenden Herkules jährlich einen der Hauptpreise für eine herausragende filmische Produktion aus Nordhessen zu vergeben.
Der Goldene Herkules 2019 für die herausragende filmische Produktion aus Nordhessen und dazu 3.500 Euro Preisgeld gehen an den Film „Sonntagmorgen“ von Franziska Wank.
In dem dokumentarischen Essay wird die Protagonistin sonntagmorgens an ihrem Rückzugsort am Meer vom alltäglichen Nachrichtenstrom eingeholt.
Die Filmemacherin verknüpft mit ihren Bild- und Toncollagen die unmittelbare Wirklichkeit ihres Rückzugsortes mit der ebenso realen Welt toxischer Männlichkeit.
Franziska Wank macht uns unseren Abstumpfungsprozess bewusst und lässt uns wütend zurück.
Umfassende Informationen finden Sie auf der Website des Kasseler Dokfest
Der mit 3.500 Euro dotierte Goldenen Herkules geht an Frauke Lodders für ihren Dokumentarfilm „Unzertrennlich“.
Der Film setzt den Fokus auf die Geschwister und Eltern von Kindern mit schweren Erkrankungen und Behinderungen, also auf diejenigen, die sonst wenig Aufmerksamkeit erhalten. Wir spüren in jeder Szene das große Vertrauen der Protagonisten zu Frauke Lodders und ihrem Team. Sie arbeitet niemals rührselig und ohne voyeuristischen Blick, mit unaufdringlicher Kamera, gut strukturiert und mit berührenden Interview-Passagen.
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Der Goldene Herkules 2017 geht an Jonatan Schwenk für seinen Animationsfilm „Sog“.
In zehn Minuten erzählt er die epische Geschichte vom Aufeinanderprallen zweier sich fremder Spezies und den daraus entstehenden Konflikten. Vor einer Höhle verfangen sich Fische in Bäumen. Ihr Gebrüll treibt die lethargischen Höhlenbewohner auf den Plan. Nur einer versucht zu helfen, alle anderen reagieren mit Gewalt.
Technisch nahtlos verbindet der Filmemacher 3D-Animation, realen Setbau und Stop-Motion zu einem visuell herausragenden und stringent erzählten Film. Dabei bleibt die Machart immer Mittel zum Zweck und treibt die Geschichte pointiert voran. Das universelle Thema von Angst vor Fremdheit, dem Kennenlernen und der daraus möglichen Veränderung spricht unmittelbar an. Der Film zwingt den Zuschauer dazu, Position zu beziehen.
Der Goldene Herkules 2016 geht an den Kurzfilm “Emily must wait” von Christian Wittmoser.
Wir sehen die Wohnung von Emily aus der Vogelperspektive. Dabei bilden die vier Innenwände des kleinen Apartments die Begrenzung der Leinwand. Aus dieser einen Einstellung heraus nehmen wir an Emilys Warten auf ihren Freund teil, das sie davon abhält, sich frühzeitig in Sicherheit zu bringen.
Außerhalb des anfangs noch geschützten Raums rückt der Krieg immer näher. Das erfahren wir durch ein detailreiches und punktgenaues Sound- und Lichtdesign, das uns zusätzlich in die Szenerie zieht. Auch jedes Ausstattungsdetail hat eine erzählerische Funktion, so etwa die verrottenden Zimmerpflanzen, die abnehmenden Lebensmittelvorräte oder das Dreckwasser, welches irgendwann nur noch aus der Leitung kommt. Die zunehmende Verwahrlosung des Raumes spiegelt auch Emilys Seelenzustand wider. Die Situation eskaliert, als schließlich der Krieg in Gestalt von Plünderern und Soldaten in den Raum eindringt.
Wittmoser und sein Team verstehen es meisterhaft, in einer atmosphärisch dichten Reduktion eine große Geschichte auf kleinem Raum zu erzählen, die für uns alle relevant ist und unsere Urängste berührt.
Der goldene Herkules 2015 für die herausragende filmische Produktion aus Nordhessen geht an Zuniel Kim für den Dokumentarfilm „Der Langstreckenläufer“.
Der Film ist das Porträt des Marathonläufers Ybekal Daniel Berye, der aus seiner Heimat Äthiopien geflohen und in Kassel gestrandet ist.
Wir erleben Ybekal bei einem Trainingslauf entlang der Fulda. In einem inneren Monolog erzählt er uns dabei seine Lebensgeschichte, die gleichzeitig die Geschichte seiner größten Leidenschaft – des Laufens – ist. Von einer ruhigen Kamera begleitet, sehen wir in sein Gesicht, hören seinen Atem, seine Schritte. Im Zusammenspiel von Erzählung und Bildsprache schafft Zuniel Kim eine außergewöhnliche Nähe, die uns unmittelbar in die Geschichte des Läufers zieht.
Das intensive Filmerlebnis wird nie pathetisch, bewegt aber zutiefst und hinterlässt Hoffnung. Es ist nur folgerichtig, dass der Läufer am Ende des Filmes seinen langen Lauf fortsetzt und uns zurücklässt.
Der Goldene Herkules 2014 geht an „Emil“ von Martin Schmidt. Schmidt zeigt in seinem animierten Kurzfilm den dramatischen Zweikampf zwischen Schale und Küken. Während sich die bewahrende Schale um Ruhe und Gleichgewicht bemüht, drängt das neue Leben in ihrem Inneren beharrlich nach außen. Seine handwerkliche Perfektion und überraschende Anleihen an die Horrorfilmdramaturgie haben uns beeindruckt. Immer, wenn die Schale denkt, jetzt ist Ruhe, geht der Kampf in die nächste Runde, pointiert durch einen gelungenen Musikeinsatz. Zum ersten Mal wird uns das bisher zumeist vernachlässigte Schicksal der Eierschale vor Augen geführt – dieser Perspektivwechsel ist originell und überzeugend – so die Jury-Begründung. Herzlichen Glückwunsch vom gesamten Machbar-Team!
Das Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest findet jährlich an sechs Tagen Mitte November statt.
Das Kasseler Dokfest ist bekannt und beliebt für seine familiäre Atmosphäre, in der jährlich das regionale Publikum sowie Film- und Medienschaffende aus Deutschland, Europa und der ganzen Welt zusammentreffen. Als Film- und Medienfestival mit internationaler Ausrichtung und einem starken Fokus auf die neuen Medien ist es einzigartig in Hessen.
Herzstück ist das Filmprogramm, das kurze und lange Dokumentarfilme und künstlerisch-experimentelle Produktionen umfasst. Dabei kommen circa 300 filmische Arbeiten zur Aufführung. Zum Konzept gehören aber auch die medienübergreifenden Festivalsektionen Monitoring, eine Ausstellung aktueller Video- und Medieninstallationen, die Fachtagung interfiction, die DokfestLounge, das filmpädagogische Begleitprogramm junges dokfest sowie das DokfestForum.
Mit dem Hessischen Hochschulfilmtag, der Präsentation einer europäischen Filmhochschule und Vorträgen und Workshops bietet das Dokfest dem Filmnachwuchs zudem Möglichkeiten zur Weiterbildung und Zugang zu professionellen Netzwerken.
Wer in den letzten Jahren den über 150 Seiten starken Dokfest-Katalog in seinen Händen gehalten hat, der kennt auch unsere Werbung in eigener Sache auf der hinteren Rückseite des Kataloges. Wir freuen uns jedenfalls jedes Jahr aufs Neue, gemeinsam mit unserem Illustrator Michel Meier unseren Claim „Entdecken Sie, was machbar ist“ selbstironisch zu interpretieren.
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